[Strempt ca. 1930 von Denrath aus betrachtet]
Strempt - das EU-Dorf

Im Frühjahr 2004 organisierte Strempt in Verbindung mit dem Verein
"Mehr Demokratie e.V." als einziger Ort in der Bundesrepublik eine
Abstimmung über die EU-Verfassung.

Bis es am 13. Juni 2004 - dem Tag der Europawahl - soweit war, erlebte Strempt eine einzigartige Medienpräsenz durch lokale bis internationale Presse, durch Rundfunk und Fernsehen sowie übers Internet (zählte die Google-Maschine über Strempt vor der Aktion bis etwa 400 Einträge, waren es schließlich über 14.000). Redakteure, Tontechniker und Kameraleute machten sich auf nach Strempt, um über das "gallische Dorf" und seine einzigartige Aktion zu berichten. Daniel Schily vom Verein "Mehr Demokratie e.V.", der Ortsvorsteher und zahlreiche Einwohner mussten Notizblöcken, Mikrofonen und Kameras erzählen, warum man in Strempt über die EU-Verfassung abstimmen wollte.

Vor dem Wahllokal Parallel zur Europawahl organisierte man die Abstimmung zur
EU-Verfassung. Neben dem Abstimmungslokal war ein Presseraum eingerichtet worden, der allzu häufig überquoll, da sich die Medienvertreter die Klinke praktisch in die Hand gaben.

Zum Ergebnis:
Es war ein Riesenerfolg für die Demokratie! Obwohl auch und gerade Strempt europamüde schien - die letzte Wahlbeteiligung aus 1999 lag bei 31,1% - verzeichnete man eine Beteiligung von 52,2%, also eine Steigerung von 68%, obwohl in Deutschland die Wahlbeteiligung erneut auf ein historisches Tief von 44,2% zurückging.

Hinzu kam, dass in Strempt in der offiziellen Europawahl nur 2 Stimmen mehr abgegeben wurden als in der privat organisierten Abstimmung. Erstaunlich war auch das Abstimmergebnis, denn 73,6% der Strempter,
die sich an der Abstimmung beteiligt hatten, stimmten für die Verfassung, obwohl immer wieder Politiker auch deshalb vor einer Abstimmung
gewarnt hatten, weil sie befürchteten, dass die Wähler sich gegen diese
EU-Verfassung aussprechen würden.
Das Abstimmergebnis wird mitgeteilt

Im Abstimmungslokal konnten die Wähler sich nicht nur für oder gegen die EU-Verfassung aussprechen, sondern auch eine vorbereitete "Strempter Erklärung" unterzeichnen, die nochmals deutlich machte, warum Strempt und der Verein "Mehr Demokratie e.V." diese Abstimmung überhaupt organisiert und durchgeführt haben. Diese Erklärung wiederum wurde von fast 82% aller Strempter, die abgestimmt haben, unterschrieben.

Eine Delegation aus Strempt fuhr dazu eigens (und auf eigene Kosten) nach Berlin, um zusammen mit dem Verein "Mehr Demokratie e.V." diese Strempter Erklärung dem Deutschen Bundestag und seinen Fraktionen zu überreichen. Gerald Häfner, Sprecher des Vereins "Mehr Demokratie e.V.", hatte diesen Tag, den 30.06.2004, hervorragend organisiert, so dass die 45-köpfige Delegation nacheinander mit allen Fraktionen des Bundestages
und den beiden Abgeordneten der PDS Gespräche über die Strempter Aktion und den Wunsch führen konnte, allen Deutschen eine Abstimmung zur EU-Verfassung zu ermöglichen. Höhepunkt war dann am frühen Nachmittag die Überreichung der "Strempter Erklärung" an das Präsidium des Deutschen Bundestag, vertreten durch die Vizepräsidentin Frau Dr. Antje Vollmer.
Übergabe der Strempter Erklärung


Auch wenn nach den Abstimmungen in den Niederlanden und in Frankreich ein Rückschlag erfolgte, bleibt die Forderung bestehen: es muss ein Europa der Bürger werden und daher ist die Verfassungsfrage nur dann sinnvoll gelöst, wenn alle Bürger der EU darüber in Referenden abstimmen können.

Wulf-Dietrich Simon, Ortsvorsteher
Europaflagge